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Das war Musik aus den Regionen 2025

Lesedauer: 5 Minuten

Im Palais Niederöster­re­ich kamen Branchenvertreter:innen und Expert:innen zusam­men, um gemein­sam Lösungsan­sätze für eine zukun­fts­fähige Live-Szene zu erar­beit­en. In ihrer Videobotschaft betonte Lan­deshaupt­frau Johan­na Mikl-Leit­ner die enorme musikalis­che Vielfalt in Niederöster­re­ich – von Musikschulen bis zu Chören und Bands – und unter­strich die Bedeu­tung des per­sön­lichen Live-Erleb­niss­es im Zeital­ter der KI: „Genau das macht Musik lebendig.“

AKM-Präsi­dent Peter Vieweger forderte in seinen Eröff­nungsworten konkrete poli­tis­che Unter­stützung: „Wir wer­den mit vere­in­ten Kräften Unter­stützung ein­fordern. Man muss den Zuständi­gen begreif­bar machen, dass eine Branche, die jährlich 7,5 Mil­liar­den erwirtschaftet, zu stärken ist.“

Alfred Jak­l­itsch, Grün­der der „Seer“, plädierte in sein­er Keynote für Authen­tiz­ität: „Kün­stler kön­nen heutzu­tage gar nicht mehr reifen. Aber genau das braucht es“. Er ermutigte, authen­tisch und region­al ver­ankert zu sein. Die Zukun­ft der Live-Musik werde zwar hybrid sein, so Jak­l­itsch, aber das Pub­likum bleibe emo­tion­al und will abge­holt werden.

In der ersten Diskus­sion­srunde trafen die Künstler:innen Chris­t­ian Stani („Alle Achtung“) und Shlomit But­bul auf die Ver­anstal­ter Peter Pan­sky, Sepp Adl­mann und Hannes Schwarzen­berg­er. Chris­t­ian Stani unter­strich, dass ger­ade der Live-Sek­tor essen­ziell sei, weil er den Großteil der Ein­nah­men gener­iert. Er betonte auch, dass eine Verän­derung der Musik­branche durch Online-Plat­tfor­men ein­deutig spür­bar sei: „Es gibt mit­tler­weile Acts, die Hallen füllen, aber kein einziges Mal im klas­sis­chen Fernse­hen und Radio vorkom­men. Hier geht es vielmehr darum, ein Lebens­ge­fühl zu verkaufen.“

Shlomit But­bul, Musik­erin und Inten­dan­tin, forderte bessere Struk­turen zur Unter­stützung von Künstler:innen: „Wer täglich acht Stun­den mit Selb­stver­mark­tung beschäftigt ist, hat kaum noch Zeit für das Wesentliche.“

Die langjähri­gen Ver­anstal­ter-Profis Adl­mann, Pan­sky und Schwarzen­berg­er nen­nen die Her­aus­forderun­gen: die Loca­tion füllen, kos­ten­deck­end arbeit­en und gle­ichzeit­ig Qual­ität garantieren. Man will ein faires Ver­hält­nis zwis­chen Ein­nah­men und Aus­gaben erzie­len. Sie sehen die Zukun­ft der Musik­wirtschaft aber den­noch ganz klar im Live-Sek­tor. „Wir haben in unser­er Loca­tion im let­zten Jahr eine Steigerung von 20% an Konz­erten durch­führen kön­nen mit einem sehr hohen Anteil an öster­re­ichis­chen Künstler:innen“, so Pan­sky, Inten­dant der Bur­gare­na Finkenstein.

Wie bee­in­flusst Kün­stliche Intel­li­genz die Live-Musik?

Kün­stliche Intel­li­genz ist längst nicht mehr nur in der Musikpro­duk­tion und ‑kom­po­si­tion präsent – sie hat auch das Live-Erleb­nis erre­icht. Ein Beispiel ist die ABBA Voy­age-Show, in der dig­i­tale Avatare ein Konz­ert geben, das beim Pub­likum Emo­tio­nen weckt, wie man sie son­st nur von ein­er echt­en Live-Per­for­mance ken­nt. Wie KI das Live-Erleb­nis verän­dert, stand im Fokus der zweit­en Diskussionsrunde.

Chris­tine Bauer, Pro­fes­sorin für Inter­ac­tive Intel­li­gent Sys­tems, betonte, dass die Beschäf­ti­gung mit KI notwendig sei, auch um vorhan­dene Äng­ste abzubauen. Bauer zeigte anhand von Prax­is­beispie­len, dass KI nicht nur in der Erfas­sung von Pub­likum und Reak­tio­nen, son­dern auch als kreatives Tool im echt­en Konz­ert genutzt wer­den kann, wie etwa bei der Setlist-Opti­mierung oder Echtzeit-Autotuning.

Für Peter Vieweger stellt sich hier vor allem eine zen­trale Frage: „Wie schützen wir Urhe­ber­rechte in ein­er KI-ges­teuerten Zukun­ft?“ Der Song­writer Johannes Sumpich, alias Josh., spricht sich für eine neue Ver­hand­lung des Urhe­ber­rechts auf europäis­ch­er Ebene aus. Der Musik­er ste­ht regelmäßig auf großen Büh­nen und kann sich nicht vorstellen, dass Kün­stliche Intel­li­genz die men­schliche Live-Per­for­mance erset­zen, wohl aber verbessern kann. „Einem Mon­i­tortech­niker etwa kön­nte die KI Arbeit abnehmen und ihn für andere Tätigkeit­en freispielen.“

Für Tama­ra Ofe­nauer-Haas, Geschäfts­führerin des Musik & Kun­st Schulen Man­age­ment Niederöster­re­ich, muss das The­ma KI auch in den Weit­er­bil­dun­gen für Lehrkräfte Einzug find­en: „Unsere Kinder und Jugendliche sind mit KI in Kon­takt, wollen aber ein echt­es Instru­ment ler­nen.“ Gle­ichzeit­ig betont sie die Bedeu­tung von Feed­back und Emo­tio­nen in der Musik­erziehung, etwas, das kein KI-Tool erset­zen könne.

Scharmien Zan­di, Kom­pon­istin und Kün­st­lerin, spricht sich für die Nutzung von KI-Tools als Zusatzele­ment im kreativ­en Schaf­fen aus. „Man braucht viel Geduld, aber es macht Spaß, zu sehen, was dabei her­auskom­men kann.“ Dass die Sym­biose zwis­chen kreativem Schaf­fen und Kün­stlich­er Intel­li­genz gelin­gen kann, zeigte sie im Anschluss mit ihren Kol­legin­nen Stephanie Meisl und Sarah Scher­er. In ihrer Live-Per­for­mance „Muse Fac­to­ry“ ver­schmolzen Tech­nolo­gie und schöpferische Kunst.

Die Live-Branche hat Zukun­ft – und bleibt unverzichtbar.

Am Abend sind sich Panel-Teilnehmer:innen und rund 200 Gäste einig: Live-Ver­anstal­tun­gen wird es immer geben. KI-Tools kön­nen in vie­len Bere­ichen unter­stützen – ein echt­es Live-Erleb­nis jedoch nicht erset­zen. Verbesserungspoten­zial sehen viele vor allem in der stärk­eren Ver­net­zung zwis­chen Künstler:innen und Veranstaltern.

AKM Gen­eraldirek­tor Ger­not Graninger fand passende Schluss­worte: „Live-Ver­anstal­tun­gen wer­den niemals ster­ben. Wir brauchen Tal­ent und Zusam­men­halt und genau dafür haben wir heute ein starkes Zeichen gesetzt.“

Mar­tin Lam­mer­hu­ber, Geschäfts­führer der Kultur.Region.Niederösterreich, betonte, dass die The­men und Aus­sagen der Ver­anstal­tung als Auf­trag ver­standen wer­den. „Wir müssen zusam­men­hal­ten und die regionale Kul­tur­ar­beit leben. Wir kön­nen mit den Impulsen von heute nicht die Gesellschaft verän­dern, aber wir kön­nen gestärkt nach Hause gehen.“

Den Abend bere­icherten die Schick Sis­ters mit nationalen Klän­gen und inter­na­tionalen Melo­di­en und wur­den für ihre Live-Per­for­mance bejubelt. Durch die Tagung und die bei­den Pan­el-Diskus­sio­nen führten Irene Suchy und Rein­hart Gabriel.

Fotos © Eva Kelety

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Ste­fanie Geier 

Unternehmens-Kom­mu­nika­tion

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