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Politische Entscheidungsträger müssen die Rechte von Urheberinnen und Urhebern schützen und Transparenzregeln einführen, denn:
Die erste globale Studie, die die wirtschaftlichen Auswirkungen von KI im Musik- und audiovisuellen Sektor misst, zeigt auf, dass generative KI in den nächsten fünf Jahren Technologiekonzerne bereichern und gleichzeitig das Einkommen der menschlichen Urheberinnen und Urheber erheblich gefährden wird.
Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse der von CISAC in Auftrag gegebenen Studie. Während die Einnahmen von Anbietern generativer KI in den nächsten fünf Jahren drastisch ansteigen werden, besteht für Urheber die Gefahr, einen großen Teil ihres derzeitigen Einkommens zu verlieren, da die KI die von Menschen geschaffenen Werke ersetzt. Obwohl sie den kreativen Treibstoff für den Markt für KI-Inhalte liefern, werden die Urheberinnen und Urheber von Musik und audiovisuellen Werken bis 2028 24% bzw. 21% ihrer Einnahmen verlieren. Dies entspricht einem kumulativen Verlust von € 22 Mrd. über den 5‑Jahres-Zeitraum (€ 10 Mrd. im Musikbereich und € 12 Mrd. im audiovisuellen Bereich).
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Markt für durch KI generierte Musik- und AV-Inhalte in den nächsten fünf Jahren exponentiell ansteigen wird, und zwar von derzeit rund € 3 Mrd. auf € 64 Mrd. im Jahr 2028.
Infolge dieses exponentiellen Wachstums des Marktes für Musik und audiovisuelle Inhalte werden die künftigen Einnahmen der Anbieter von KI bis 2028 auf € 4 Mrd. im Musikbereich (gegenüber € 0,1 Mrd. im Jahr 2023) und € 5 Mrd. im audiovisuellen Bereich (gegenüber € 0,2 Mrd.) steigen. Dabei handelt es sich um Einnahmen, die direkt aus der unlizenzierten Vervielfältigung der Werke von Urhebern stammen und somit eine Verschiebung der Wertschöpfung von Urheberinnen und Urhebern zu den KI-Unternehmen darstellen.
Im Musiksektor werden die Märkte für Streaming und Musikbibliotheken stark von der KI beeinflusst werden. Bis 2028 wird KI-Musik voraussichtlich etwa 20% der Einnahmen traditioneller Musik-Streaming-Plattformen und etwa 60% der Einnahmen von Musikbibliotheken ausmachen.
Die prognostizierten Einnahmenverluste werden auch für die Urheberinnen und Urheber audiovisueller Werke erheblich sein. Übersetzer und Bearbeiter für Synchronisation und Untertitelung werden mit 56% ihrer Einnahmen am stärksten betroffen sein, während Drehbuchautoren und Regisseure Einnahmenverluste von 15 bis 20% hinnehmen müssen.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie
Die Studie kommt zu folgendem Schluss: „Bei einem unveränderten Rechtsrahmen werden die Urheberinnen und Urheber an zwei Fronten Einbußen erleiden: einerseits Einnahmenverluste durch die unerlaubte Nutzung ihrer Werke durch generierte KI-Modelle, andererseits die Verdrängung ihrer traditionellen Einnahmequellen durch den Substitutionseffekt von KI-generierten Ergebnissen, die mit von Menschen geschaffenen Werken konkurrieren“.
Der Präsident der CISAC, Björn Ulvaeus, begrüßt die Studie als Leitfaden für politische Entscheidungsträger in weltweiten Gesetzgebungsdebatten. „Für Urheber aller Art hat KI die Macht, neue und aufregende Möglichkeiten zu erschließen. Aber wir müssen akzeptieren, dass generative KI, wenn sie schlecht reguliert ist, auch die Macht hat, menschlichen Urhebern, ihren Karrieren und ihrer Lebensgrundlage großen Schaden zuzufügen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Gesetzgebung richtig gestalten, die Rechte der Urheber schützen und zur Entwicklung eines KI-Umfelds beitragen, das die menschliche Kreativität und Kultur schützt“.
CISAC-Generaldirektor Gadi Oron: „Die CISAC hat diese Studie in Auftrag gegeben, um den enormen Wert aufzuzeigen, den urheberrechtlich geschützte Werke für Gen-KI-Unternehmen darstellen. Die Schlussfolgerungen der Studie weisen auf eine grundlegende Schwachstelle hin, die sich auf dem Markt auftut: Die Werke von Urhebern werden auf unfaire und unethische Weise angeeignet, um die Einnahmen von KI-Anbietern zu steigern, während die Urheber selbst von diesem Wachstum nicht profitieren. Die politischen Entscheidungsträger müssen dafür sorgen, dass die Urheber geschützt werden, ihre Rechte wahrnehmen und Transparenz von KI-Diensten verlangen können. Wenn diese Grundsätze in der KI-Umgebung verankert werden, kann dies ein Gewinn für die Urheber und die Technologiebranche sein, anstatt eine Bedrohung für unsere Kultur und den Kreativsektor darzustellen.“
AKM Präsident Peter Vieweger beschreibt die ungewisse Situation für Musikschaffende: „Der Einsatz von KI ermöglicht den Komponistinnen und Komponisten neue Chancen, birgt aber auch existentielle Risiken für die Musikschaffenden. Die Musik, die sie geschaffen haben, ist etwas wert. Die massenhafte Nutzung ihrer Werke für reine KI-Produkte muss transparent gemacht und abgegolten werden. Die menschliche Kreativität darf nicht geopfert werden.“
AKM Generaldirektor Gernot Graninger: „Die von der CISAC in Auftrag gegebene Studie verdeutlicht den raschen Handlungsbedarf bei den Entscheidungsträgern, das Urheberrecht an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen, die uns die Durchsetzung unserer Rechte möglich machen, von Transparenzpflichten für KI-Plattformen bis hin zu einem Vergütungsanspruch, wenn die Werke der Urheberinnen und Urheber für KI-Dienste herangezogen werden. Diskussionen und Befunde gibt es genug, die Politik ist nun gefordert konkrete Schritte zu setzen.“
Hintergrund und Methodik
Die Studie ist die erste ihrer Art, die die wirtschaftlichen Auswirkungen von generativer KI auf die Urheber von Musik- und audiovisuellen Produktionen auf globaler Ebene untersucht.
Sie kombiniert qualitative und quantitative Forschung, indem sie Fallstudien zu generierten KI-Anwendungen nutzt, um die Bereiche mit den größten Auswirkungen zu ermitteln und wirtschaftliche Schätzungen zur Marktdurchdringung von Gen-KI-Diensten und den damit einhergehenden Einnahmeverlusten der Urheber zu berechnen.
Die Studie liefert auch Schätzungen zu Einnahmen aus generativen KI-Tools und ‑Diensten, die als Grundlage für die Berechnung von Vergütungsregelungen für Urheber dienen können. Die historischen Zahlen und Prognoseannahmen basieren auf Marktdaten, relevanten Benchmarks und ausführlichen Interviews mit Branchenexperten: Verwertungsgesellschaften (CMOs), Urheber, Technologieunternehmen, Produzenten, Verlage, DSPs, institutionelle Akteure, die diese Branchen vertreten, sowie öffentliche Einrichtungen.
Die CISAC — International Confederation of Societies of Authors and Composers — ist das weltweit führende Netzwerk von Verwertungsgesellschaften. Die CISAC schützt die Rechte und vertritt die Interessen von Urhebern weltweit. Mit 227 Mitgliedsgesellschaften in 116 Ländern vertritt die CISAC über vier Millionen Urheber in den Bereichen Musik, audiovisuelle Medien, Theater, Literatur und bildende Kunst.
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