Offener Brief an
Roland Weißmann, ORF-Generaldirektor,
Lothar Lockl, Vorsitzender des Stiftungsrats,
Franz Medwenitsch, Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats
Sehr geehrte Herren,
die Regelung über die Abgeltung der Senderechte zwischen ORF und AKM ist bereits mit Ende des Jahres 2021 ausgelaufen. Seither wurden Verhandlungen geführt, jedoch ohne ein Ergebnis, da der ORF eine 30-prozentige Reduktion des Entgelts fordert. Dieser Forderung kann die AKM in ihrer Funktion als Verwertungsgesellschaft und als Vertretung der Komponist:innen, Textautor:innen und Musikverlage nicht nachkommen. Die Gründe dafür liegen klar auf der Hand: Durch die Reduktion des Prozentsatzes verringern sich die Einnahmen der Musikschaffenden – für viele würde dies sogar die Gefährdung ihrer Existenz bedeuten.
Die wirtschaftlichen Argumente des ORF für eine Reduktion sind in keiner Weise nachvollziehbar, konnte der ORF in den vergangenen Jahren doch immer ein stabiles Ergebnis erzielen. Bei den Musikschaffenden hingegen gab es bei den Tantiemen – u. a. Pandemie bedingt – einen Rückgang von bis zu 35 Prozent (Vergleich 2021 zu 2019). Tritt zudem die Prognose des ORF von geringeren Werbeeinnahmen ein, dann werden Künstler:innen doppelt „bestraft“: Es verringert sich der Tarifanteil an den Werbeeinnahmen und hinzu käme die geforderte Reduktion von 30 Prozent beim Entgelt.
Die Aussage, dass der ORF in einer angespannten wirtschaftlichen Situation ist und sparen muss, hören wir bei den Vertragsverhandlungen seit 30 Jahren. Aktuell unterliegen zahlreiche Unternehmen und Organisationen einem enormen Kostendruck, trotzdem werden zugelieferte Waren und Dienstleistungen nicht billiger, sondern teurer. Als Beispiel aus dem Medienbereich sind hier die Sportrechte anzuführen.
Auch Komponist:innen, Textautor:innen und Musikverlage müssen ihre Kosten decken und dafür sind Einnahmen notwendig. Durch die sehr hohe Inflation wäre ein Teuerungsausgleich – wie beispielsweise bei den Arbeitern und Angestellten – wünschenswert. Der ORF hingegen will eine signifikante Reduktion des Sendeentgelts und vergisst dabei seine soziale Verantwortung gegenüber dem Kultursektor. Für viele Musikschaffende ist dies existenzbedrohend.
Außer Acht lässt der ORF dabei auch seine Verantwortung gegenüber den Gebührenzahlern. Diese erwarten sich kreative Leistungen von kreativen Menschen. Die Kultur ist die „DNA des ORF“ – Zitat eines früheren ORF-Generaldirektors – und soll auch als solche behandelt werden. Der ORF hat als öffentlich-rechtlicher Rundfunk einen Kulturauftrag zu erfüllen. Der wertschätzende Umgang mit den Kunstschaffenden sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Das Gegenteil ist der Fall. Der ORF nimmt den Kulturschaffenden durch eine Reduktion der Tantiemen das gesicherte Umfeld, das für kreative Leistungen notwendig ist.
Die österreichischen Musikschaffenden, repräsentativ durch die unterzeichneten Personen vertreten, fordern den ORF daher eindringlich auf, seine künstlerfeindliche und existenzbedrohende Haltung aufzugeben und
Wir fordern daher – ganz im Sinne der von der österreichischen Bundesregierung gestarteten „Fair Pay“-Initiative für Künstler:innen – vom ORF eine Erhöhung unserer Honorare und Tantiemen.
Hubert Achleitner
(Hubert von Goisern)
Wolfgang Ambros
Monika Ballwein
Andreas Baum
Gerhard Breyer
Friedrich Cerha
Flo Daxner
Christian Deix
Birgit Denk
Johanna Doderer
Klaus Eberhartinger
Christian Eigner (Depeche Mode)
Maurice Ernst (Bilderbuch)
Virginia Ernst
Karlheinz Essl
Eberhard Forcher
Peter Jack Fronczek
Thomas Gansch
Freddy Gigele
HK Gruber
Georg Friedrich Haas
Yasmin Hafedh (Yasmo)
Georg Heckermann
Julian Heidrich (Julian Le Play)
André Heller
Otto Jaus
André Karsai
Uchenna Katzmayr (UCHE YARA)
Alexander Köck
Mira Lu Kovacs
Michael Krammer (Bilderbuch)
Martin Kromar
Bernhard Lang
Gerhard Heinz
Nick Kalita
Dieter Kaufmann
Hannelise Kreissl-Wurth
Ernst Lamprecht
Thomas Larcher
Arthur Lauber
Wolfgang Mitterer
Christian Muthspiel
Wolfgang Muthspiel
Marlon Nader (Mavi Phoenix)
Melissa Naschenweng
Tom Neuwirth (Conchita Wurst)
Olga Neuwirth
Roland Neuwirth
Kurt Peche
Manfred Pfister
Ewald Pfleger (im Namen
von Opus)
Paul Pizzera
Robert Ponger
Clara Priemer-Humpel
(Clara Luzia)
Joesi Prokopetz
Thomas Rabitsch
Peter Ratzenbeck
Ina Regen
René Reitz
Florian Ritt
Klaus-Peter Sattler
Philipp Scheibl (Bilderbuch)
Kurt Schwertsik
Christopher Seiler
Aleksandar Simonovski (Yugo)
Eric Spitzer-Marlyn
Thomas Spitzer
Johannes Maria Staud
Alexander Staudinger (Alex The Flipper)
Judit Varga
Peter Vieweger
Georg Weilguny
Walter Werzowa
Stephanie Widmer
Peter Wolf-Millesi
Reinhold Weber (im Namen
von Wanda)
Gottfried Würcher
Herwig Zamernik (Fuzzman)
Martin Zerza
Der Vorstand der AKM
Die Namensliste wird laufend ergänzt, derzeitiger Stand: 7.660 Unterschriften